Die Stadtwerke testen ein neues Verfahren bei der Trinkwasserversorgung. (Symbolbild) Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Stadtwerke testen ein neues Verfahren, um das Trinkwasser keimfrei zu halten. In manchen Teilen Freudenstadts könnte das Leitungswasser daher bald nach Chlor riechen. Was Verbraucher jetzt wissen müssen.

Die Stadtwerke Freudenstadt versorgen alle lokalen Haushalte mit Wasser. Das aus den eigenen Quellen gewonnene Trinkwasser wird dabei teils über längere Leitungswege und verschiedene Speicheranlagen zu den Verbrauchern transportiert. „Um die mikrobiologische Qualität von unserem Wasserwerk bis zum Verbraucher abzusichern, ist eine sogenannte Transportchlorung des Trinkwassers notwendig“, erklärt Marius Greza, Fachbereichsleiter bei den Stadtwerken.

Bisher wurde dazu für die von den Stadtwerken geförderten Eigenwässer ausschließlich Chlordioxid oder Chlorbleichlauge verwendet. Ab Freitag, 3. Mai, werden die Stadtwerke in ihrem Versorgungsgebiet einen Langzeittest für ein neues Verfahren durchführen, bei dem zur Trinkwasserdesinfektion keine Gefahrstoffe mehr verwendet werden müssen. Das kündigen die Stadtwerke in einer Pressemitteilung an.

Laufzeit bis November

Der Langzeittest wird voraussichtlich bis November andauern. Die Anlage wird im Wasserwerk Kinzigle in Betrieb genommen. Das betroffene Versorgungsgebiet umfasst den Stadtteil Zwieselberg sowie die Hochzone Süd Freudenstadt, welche die Gebiete Kienberg, Teile der Martin-Luther-Straße, die Hindenburgstraße, die Eugen-Nägele-Straße und die Friedrich-List-Straße mit einschließt.

Die Konzentration des Desinfektionsmittels wird dabei bis zu 0,15 Milligramm pro Liter im Trinkwassernetz betragen. Die neue Anlagentechnik stellt mittels Membranzellenelektrolyse aus Kochsalztabletten und Trinkwasser eine pH-neutrale Natriumhypochlorit-Lösung her, heißt es in der Mitteilung. Diese ersetzt die bisher im Wasserwerk Kinzigle zur Desinfektion eingesetzte Chlorbleichlauge.

Die Herstellung des neuen Wirkstoffs erfolgt laut der Mitteilung konform mit der „Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß Paragraf 20 der Trinkwasserverordnung“, die vom Umweltbundesamt (UBA) herausgegeben wird. Die sehr gute Wirksamkeit und hohe Stabilität des pH-neutralen Desinfektionsmittels führe dazu, dass bei der Behandlung von Trinkwasser in der kommunalen Wasserversorgung die Wirkung gegen Keime und Biofilme auch an sehr weit entfernten Stellen des Leitungsnetzes noch festgestellt werden könne.

Durch die Reduktion der Biofilme erhöht sich laut Angaben der Stadtwerke die Sicherheit, dass sich in Leitungssystemen Bakterien und sonstige Keime nicht übermäßig vermehren und das Trinkwasser kontaminieren können.

Die Umstellung könnte sich allerdings durch einen ungewohnten Geruch bemerkbar machen: „Bei der Reduktion von Biofilmen kann durch die Abbaureaktionen der Biofilme ein Chlorgeruch entstehen. Dieser wird nicht überall auftreten, und wenn er auftritt, dann wird der Geruch nur zeitlich begrenzt auftreten. Dies hängt davon ab, wie viel Biofilm vorhanden ist und wie viel abgebaut wird“, schreiben die Stadtwerke.

Filter überprüfen

Der Abbau sei hygienisch als auch gesundheitlich vollkommen unbedenklich, versichern die Stadtwerke. Falls die Verbraucher bei sich an einer Entnahmestelle einen Chlorgeruch wahrnehmen, sollte an dieser Entnahmestelle verstärkt Wasser abgenommen und gegebenenfalls gespült werden, erklärt Greza.

Ebenfalls sollten die Verbraucher auch ihre Wasserfilter kontrollieren – sofern sie einen solchen in der Küche oder am Wassereingang direkt nach dem Wasserzähler installiert haben. Wenn dieser mit einer Rückspülfunktion ausgestattet ist, sollte der Filter zurückgespült werden, um die gefilterten Feststoffe aus dem Filter zu spülen. Ist keine Rückspülfunktion vorhanden, muss gegebenenfalls der Filter oder die Filterkartusche ausgetauscht werden.

Greza betont, dass es für die Endkunden keinerlei Einschränkung bei der Nutzung des Trinkwassers gibt und der Chlorgeruch innerhalb kurzer Zeit wieder verschwindet.