Jäger Felix Ambacher erklärt den Kindern, wie das Mufflon nach Dotternhausen gekommen ist. Foto: Pflumm

Ist der Wolf wirklich so böse und bei welchem Tier stehen Schlangen auf dem Speiseplan? Zwei Tage lang hat sich Jäger Felix Ambacher gemeinsam mit den Vorschülern des Kindergarten Dotternhausen auf Entdeckungstour durch den Wald gemacht.

„Boah, schaut mal, ein Totenkopf“, ruft ein Junge entzückt, als er ein Holzschild direkt neben einer gelben Blume entdeckt. Ja, die Sumpfdotterblume ist eine Giftpflanze, liest Erzieherin Stefanie Winter vor. Doch schon rennen die kleinen Entdecker weiter, denn es wurden weitere Täfelchen gesichtet, die verschiedene Pflanzen beschreiben.

Diese hat Felix Ambacher auf einem Rundweg von rund einem Kilometer angebracht. Obwohl es zunächst steil bergauf ging, war kein Jammern zu hören. „Wir gehen regelmäßig mit den Kindern in den Wald. Eine Strecke von rund drei Kilometern packen die Fünf- und Sechsjährigen locker“, berichtet die Erzieherin. Man merke auch, dass die Familien hier viel in der Natur unterwegs seien.

„Stimmt“, stellt der ebenfalls aus Dotternhausen stammende Projektleiter Ambacher fest. „Einige Kinder wissen schon ganz schön gut über die heimische Natur Bescheid.“ Die sechsjährige Emma zum Beispiel konnte ohne zu Grübeln 14 Waldtiere aufzählen, darunter auch ein Werwolf. Was sie nach lautstarkem Protest der anderen sofort berichtigte.

Wie das Mufflon den Plettenberg eroberte

Auf halber Strecke wurden die Vorschulkinder in das „Grüne Klassenzimmer“ eingeladen. Dort waren Tierpräparate, Felle, Gehörne und Informationsplakate aufgestellt. Einige Tierarten sorgten für erstaunte Gesichter. „Im weiten Umkreis ist dieser Wald der einzige, in dem es Mufflons gibt“, macht es der dreifache Familienvater Felix Ambacher spannend.

Dabei handelt es sich um eine Art Wildschaf, das eigentlich im Mittelmeerraum zuhause ist. Einst habe es am Fuße des Plettenbergs ein Gehege gegeben, aus dem die gehörnten Tiere ausgebrochen seien. Und offenbar hat es ihnen hier gut gefallen.

Zwischen vielen bekannten Gesichtern, wie dem Reh, Fuchs oder Dachs, entdeckten die Kinder ein seltsames Tier. Es sehe aus wie eine Ratte oder Meerschwein. Ein Bisam, wie sich herausstellte. Auch das lebe hier.

Schwarz-weißer Po-Wackler

Auf die Frage, warum der Waschbär so heißt, hatte der angehende Erstklässler Robin sofort die Antwort parat. „Na weil er sein Essen wäscht“. Diese Informationen habe er aus einer Fernsehsendung. Fröhlich fachsimpelten die kleinen Naturforscher weiter. Der Fuchs beiße immer Löcher in den Müllsack und der Dachs wackle beim Rennen mit dem Po.

Groß war der Schreck, als der Jäger auf einem Plakat zeigte, wie gefährlich ein Rehkitz lebt. Dieses stehe nämlich auf dem Speiseplan von Fuchs und Wildschwein. Die Schlange werde gerne vom Dachs vernascht.

Ein Reh müsse täglich rund fünf Kilo Grünzeugs essen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, durften die Kinder einen Sack mit allem vollstopfen, was auf der Wiese zu finden war. Fleißig zupften und pflückten die 30 Hände darauf los. Dann wurde gewogen.

Ist der Wolf böse?

Für Auflockerung sorgte ein Fuchs und Has’ Spiel quer über die Waldlichtung. „Jäger schießen nicht wild in der Gegend herum und töten Tiere“, erklärt Ambacher. Sie sollen dafür sorgen, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt. „Gibt es zu viele Füchse, haben wir bald keine Hasen mehr“. Und auch der Wolf gehöre dazu. Leider finde er im dicht besiedelten Deutschland kaum noch ausreichend Platz. Dies sorge für Probleme. Vor allem bei den Weidetierhaltern.

Für die Kinder war es beruhigend zu hören, dass man keine Angst vor „bösen Tieren“ im Wald haben muss. „Normalerweise hauen die alle ab“, so der Leiter der Waldtage. „Die hören uns schon von Weitem“. Gerade jetzt im Frühling solle man allerdings nicht unbedingt ab vom Weg ins Dickicht gehen, wo sich die Jungtiere gerne verstecken. Da könne die Mama auch mal wütend werden.

Zum Abschluss bekam jedes Kind eine Waldspürnasen-Urkunde. Auf dem Rückweg zum Kindergarten wurde weiter gefachsimpelt, untersucht und entdeckt. Mit lauten „Mäh-Rufen“ begrüßten sie die Schafe am Wegesrand und ein Gänseblümchen zierte manch eine Frisur. Die Energie reichte sogar noch für einen Endspurt.

Für Felix Ambacher war es das erste Projekt dieser Art. Er hat am Seminar „Lernort Natur“ von der Landesjagdschule teilgenommen. Gemeinsam mit seiner Frau Yvonne möchte er auch in Zukunft den Kindern die heimische Flora und Fauna näher bringen. Ein Herzensprojekt der Familie.