An ihrem runden Geburtstag stand Berta Märkle im Mittelpunkt. Foto: Märkle

Berta Märkle, älteste Mitbürgerin im Stadtteil Hochdorf, hat in diesen Tagen ihren 100. Geburtstag gefeiert.

Berta Märkle lebt seit 1978 in Hochdorf. Zu ihrem Geburtstag hatten sich in der Achalmstraße neben der Familie viele Gäste eingefunden. Freunde und Nachbarn kamen ebenso wie der Oberbürgermeister von Nagold, Jürgen Großmann, und Ortsvorsteher Bruno Schmid.

Zu diesem besonderen Fest überbrachten der OB und Bruno Schmid die Glückwünsche des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der Stadt Nagold und des Ortschaftsrates Hochdorf. Bereits einen Tag zuvor ist das Glückwunschschreiben des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier aus Berlin eingetroffen. Von soviel politischer Prominenz war Berta Märkle tief beeindruckt.

Im Januar 1945 haben sie in Fernitz im Krieg geheiratet

Frau Jerke und die Familie Schneck als Vertreter des VdK vom Kreis- und Ortsverband, wo Berta Märkle seit 74 Jahren Mitglied ist, hatten sich bei den vielen Gratulanten eingereiht.

Familie, Freunde, Nachbarn, der Ortsvorsteher und der Oberbürgermeister sind alle gekommen, um mit ihr zu feiern. Foto: Hans Märkle

Berta Märkle wurde am 20. April 1924 in Fernitz bei Graz in der Steiermark als Berta Maier geboren. Im Krieg hatte sie in diesem Ort ihren Ehemann Helmut Märkle kennengelernt. Im Januar 1945 haben sie in Fernitz im Krieg geheiratet. Kurz danach musste ihr Mann wieder zurück nach Russland.

In der Dunkelheit an den Grenzkontrollen vorbei

1949 wurde er nach russischer Gefangenschaft schwer verletzt an seinen Heimatort in Tübingen-Lustnau entlassen. Einerseits voll Freude und dann wieder voller Sorge musste Berta Märkle ihre heimatliche Familie verlassen und nach Tübingen zu ihrem Mann reisen. Die Umstände in dieser Nachkriegszeit machten einen regulären Grenzübertritt nicht möglich – Berta Märkle hatte immer noch die österreichische Staatsbürgerschaft. Ihr heute 97-jähriger Bruder Johann Maier hatte dann seine Schwester in der Dunkelheit bei Bad Reichenhall an den Grenzkontrollen vorbei auf deutsches Staatsgebiet gebracht.

Angekommen in Tübingen fand sie ihren Mann verletzt und von der Gefangenschaft gezeichnet vor. Das neue Umfeld war fremd und schwierig. Ihr Mann konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Sein früherer Arbeitgeber, die Firma Egeria, gab ihm wieder Arbeit, und der VdK hat der Familie in der Bewältigung der Probleme viel geholfen.

Es gab auch Glückwünsche vom Ministerpräsidenten. Foto: Hans Märkle

Im Jahr 1950 kam dann im Dezember die Tochter Christa zur Welt. Zwei Jahre später wurde ihr Sohn Hans geboren. Beide Kinder leben heute in Tübingen und sind verheiratet. Drei Enkelkinder zählen zur Familie, und mittlerweile sind zwei Urenkel Janina und Jonas hinzugekommen.

Nach der Heirat beider Kinder war der Wunsch von Helmut und Berta Märkle da, ein für sie im Alter kleineres Haus mit guter Versorgungsanbindung zu finden. 1978 haben sie sich diesen Traum mit dem Haus in der Achalmstraße und großem Gartengrundstück erfüllt. Allerdings ist Helmut Märkle drei Jahre danach im Alter von 61 Jahren an den Folgen seiner Kriegsverletzungen und einer heimtückischen Krankheit verstorben.

Schnell in der Dorfgemeinschaft eingelebt

Neben der Unterstützung durch die Kinder hat sich Berta Märkle schnell in der Dorfgemeinschaft eingelebt. Über den Seniorentreff, die Dienstagsgemeinschaft und den Gymnastikclub konnte sie wieder etwas Lebensfreude finden. Dort hat sie dann auch Eugen Wurster kennen gelernt. Dessen Frau war verstorben, und so bildete sich in der Achalmstraße eine neue Lebensgemeinschaft. Mit den heute noch lebenden Kindern von Eugen Wurster gibt es mit Berta Märkle immer wieder Kontakte, und auch diese „Anverwandten“ waren zu ihrem 100. Geburtstag gerne gekommen.

Wie wird man 100 Jahre alt? Berta Märkle hat eine sehr starke Willenskraft. Wenn irgend möglich, geht sie mit Stock und Rollator auf die Terrasse, bewegt sich in der Wohnung, nimmt an dem Gymnastikangebot in der Diakonie und zusätzlich zu Hause über das Fernsehen regelmäßig teil. Die gute ärztliche Versorgung in Hochdorf hilft genauso wie ihre Vorliebe für ein gutes Lachssteak und ein Glas guten süßen Wein. Ansonsten gilt für sie der Ratschlag: Glauben an Gott und Freude am Leben haben.